Liebe Schülerinnen und Schüler des SMG,
23 Jahre ist mein Abi am SMG jetzt her – schon echt eine Ewigkeit! Es kommt mir gar nicht so vor. Aber wenn ich überlege, dass Ihr damals alle noch lange nicht geboren wart … Na ja, ich habe die Zwischenzeit ganz sinnvoll genutzt und will Euch heute ein bisschen davon erzählen.
Nadja Winter
Ehemalige Schülerin des SMG
Eigentlich war mein Weg total voraussehbar. Zumindest mein Abi-Jahrgang wusste direkt, wo meine Reise hingeht. In unserem Abi-Buch stand hinter meinem Namen in der Rubrik Beruf „Redakteurin einer Klatschspalte“. Und ich muss sagen, da haben die Jungs und Mädels fast ins Schwarze getroffen. Ich bin wirklich Redakteurin geworden. Zwar habe ich keine Klatschspalte zu füllen, sondern arbeite jetzt in der Öffentlichkeitsarbeit im Gesundheitswesen. Ich interviewe Menschen und schreibe Geschichten – am liebsten die, in denen es menschelt.
Aber der Reihe nach: Nach dem Abi habe ich nicht direkt angefangen zu studieren, sondern bin erstmal für einige Zeit ins Ausland gegangen. Bei mir war es die USA. Dort arbeitete ich als Au-pair in einer Familie in Philadelphia. Eine solche „Auszeit“ kann ich Euch nur empfehlen. Es gibt ja ganz unterschiedliche Angebote wie einen Sprachkurs, den Freiwilligendienst oder Work & Travel. Schaut, was zu Euch passt! Es ist für Euch auf jeden Fall eine tolle Möglichkeit, Eure Sprachkenntnisse zu verbessern, eine andere Kultur kennenzulernen und einfach mal von zu Hause rauszukommen.
Back in good old Germany habe ich dann Publizistik, Germanistik und Kulturanthropologie in Mainz studiert. Damals hatte ich schon das Ziel, später mal in den Journalismus zu gehen. Daher habe ich das Studium, dessen Stoff häufig sehr theoretisch war, genutzt, um praktische Erfahrungen zu sammeln. In den Semesterferien habe ich Praktika bei Radio RPR1, beim ZDF und unterschiedlichen Zeitungsredaktionen gemacht. Auch in die Pressestelle einer Behörde habe ich reingeschnuppert. Das hat mir echt geholfen. Denn zum einen wusste ich bald, welche Bereiche mir nicht so liegen. Zum anderen haben sich daraus Jobs ergeben. Und so habe ich während des Studiums unter anderem als freie Mitarbeiterin für die Allgemeine Zeitung gearbeitet. Denn ich merkte, dass das Schreiben das ist, was mir Spaß macht. Und zwar so zu schreiben, dass andere es verstehen und am besten noch Freude daran haben, meine Texte zu lesen. Die haben nämlich gar nichts mit einer Gedichtanalyse oder einer Interpretation des zweiten Aktes von „Nathan der Weise“ aus dem Deutsch-Leistungskurs zu tun – zum Glück. 😉
Nach dem Studium habe ich ein zweijähriges Zeitschriftenvolontariat in Hamburg gemacht, um dann zurück in die Heimat zu kommen und in die Öffentlichkeitsarbeit zu gehen. Das ist noch mal ein bisschen was anderes als der Journalismus. Also, habe ich ein berufsbegleitendes Studium drangehängt. Auch jetzt mache ich gerne Fort- und Weiterbildungen. Ich finde es wichtig, nicht stehenzubleiben, sondern immer wieder Neues dazuzulernen.
Ich möchte Euch also dazu ermutigen, das zu tun, worauf Ihr Lust habt. Was macht Euch aus? Was sind Eure Stärken? Wo könnt Ihr Ihr selbst sein? Probiert Euch einfach aus und sammelt vor allem praktische Erfahrungen. Nicht jede oder jeder weiß direkt nach dem Abi, was sie oder er machen möchte. Na und, was soll’s? Nicht jeder Weg muss gerade sein. Die eine oder andere Kurve bringt einen auf jeden Fall weiter und am Ende auch ans Ziel.
Nadja Winter