Herr Münden und Herr Brilmayer erläutern ihre Vorstellungen von Schulseelsorge
Was bedeutet „Schulseelsorge“?
Wir sind beide Theologen, die als Religionslehrer arbeiten und dazu noch Zeit haben, um Hilfe für diejenigen anzubieten, die sich im Umfeld „Schule“ bewegen. Zur Verfügung stehen wir für die seelische und moralische Unterstützung sowohl der Schüler:innen als auch der Eltern sowie der Kolleg:innen. Zusammengefasst unterstützen wir also die gesamte Schulgemeinschaft und versuchen, alle Bereiche abzudecken. Seelsorge beinhaltet für uns aber nicht nur Kirchliches, vielmehr nimmt die Schulseelsorge das ganze Leben in den Blick. Sich aussprechen, Rat suchen und auch die Vermittlung zu anderen passenden Hilfsmöglichkeiten gehört dazu.
Gefördert, unterstützt und bezahlt wird die Schulseelsorge von den Kirchen. Darüber hinaus arbeiten ehrenamtlich auch andere Lehrkräfte mit, z.B. bei den Reflexionstagen. Weitere Aktionen der Schulseelsorge sind der Einschulungsgottesdienst der 5. Klassen und ein Abschiedsgottesdienst für die Abiturient: innen.
Was bedeutet Schulseelsorge für Sie beide persönlich?
Die Freude, Vielfältigkeit, Farbenfreude und Lebendigkeit des Lebens hervorzuheben und zu stärken, ist der Beitrag, den wir beide leisten möchten. Aber auch die schwierigen Fragen des Lebens nicht unter den Tisch fallen zu lassen. Die Verarbeitung von Tod und Leiden sowie der Umgang damit sollte aus unserer Sicht nicht zu kurz kommen. Fragen nach Sinn und Spiritualität sind sozusagen unsere Spezialität.
Das Ziel ist es also, allen zu helfen, die schulisch und außerschulisch Probleme bzw. Fragen haben? Hierzu zählen natürlich auch Eltern, die den Zugang zu ihren Kindern verlieren.
Ja, genau.
Gibt es typische Strukturen für ein Gespräch?
Grobe Abläufe sind vorhanden, allerdings dienen diese mehr als Rahmen. Die Gespräche sollen sich eben hauptsächlich auf das Individuum konzentrieren und sind somit sehr unterschiedlich und kaum zu vergleichen.
Für viele Schüler ist es natürlich auch interessant, ab wann Sie die Eltern dazu holen?
Das Wichtigste für uns ist das Vertrauen. Wir haben Schweigepflicht. Wir dürfen nur dann etwas sagen, wenn wir dazu eine Erlaubnis bekommen. Eine Ausnahme davon gibt es nur, wenn wirklich unmittelbar eine Gefahr für Leib und Leben besteht.
Was macht Ihnen beiden an der Schulseelsorge Spaß, was treibt Sie an?
Uns macht es Freude, anderen zu helfen. Das erleben wir als Bereicherung, aber auch als einen Auftrag, der aus unserem Glauben an Gott kommt. Der will nämlich, dass es allen gut geht, dass „Leben gelingt“. Damit wir gut helfen können, haben wir beide einige Zusatzausbildungen im Bereich von Gesprächsführung und Beratung gemacht.
Wie ist die Schulseelsorge bzw. wie sind Sie beide zu erreichen?
Die schnellsten Wege sind über unsere E-Mail-Adressen oder das jeweilige Teams-Konto. Auf direktem Wege kann man uns auch einfach auf dem Gang und am Lehrerzimmer ansprechen. Seit dem Lockdown gibt es auch eine Telefonweiterleitung, mit der man uns erreichen kann. Die Telefonnummern befinden sich auf der Homepage. Dieser Weg kann auch anonym verwendet werden.
Welche anderen Anlaufstellen würden Sie empfehlen?
Die „Nummer gegen Kummer“ und die Telefonseelsorge. Letztere ist rund um die Uhr erreichbar. Wir arbeiten aber auch mit der „Sucht- und Jugendberatung“ in Ingelheim zusammen. Des Weiteren gibt es viele Erziehungsberatungsstellen in Bingen und Mainz. Die Erziehungsberatungsstelle der „Diakonie“ hat auch eine Sprechstunde in Ingelheim. Auch mit der „Mütze“ und den Hospizgruppen in Ingelheim und Bingen stehen wir in regelmäßigem Kontakt.
Dieses Interview führe Lennard Bäuml (unser Schülersprecher!) am 07.07.21