Meine Erfahrungen im Landes- und Bundeswettbewerb Philosophischer Essay 

Seit der 11. Klasse habe ich jährlich am Landeswettbewerb Philosophischer Essay in RLP teilgenommen. Die letzten zwei Jahre hatte es mit einer Platzierung leider nicht geklappt, doch im letzten Jahr konnte ich tatsächlich den ersten Platz im Landeswettbewerb RLP belegen und kam damit weiter in den Bundeswettbewerb Philosophischer Essay.

In der ersten Runde, dem Landeswettbewerb, hat man die Wahl zwischen vier Themen. Meistens sind das drei Zitate und eine philosophische Fragestellung (Beispiele für die letzten Jahre finden sich auf der Website innerhalb des Bildungsservers). Grundsätzlich geht es in dem Essay darum, das philosophische Zitat/die philosophische Fragestellung zu erläutern, begründet Stellung zu nehmen und dabei zu zeigen, dass man ein philosophisches Verständnis des Themas hat (dabei muss man nicht unbedingt detailliertes, philosophisches Fachwissen haben!) und eigene kreative und originelle Gedankengänge entwickeln und darlegen kann.

Wie man dabei an den Essay herangeht, ist einem selbst überlassen. Generell ist man bei einem Essay sehr frei und hat wenige formelle Vorgaben – was nicht bedeutet, dass Struktur keine Rolle spielt. Ich für meinen Teil habe aber meistens zunächst drauflosgeschrieben und den Essay danach in Form gebracht. Viel bessere Tipps lassen sich aber auf der Wettbewerbshomepage finden oder man fragt seine jeweiligen Fachlehrer:innen. Die Fachlehrer:innen dürfen einem nicht direkt beim Schreiben helfen, können aber allgemeine Ratschläge geben und einen grundsätzlich unterstützen.

Obwohl die Essaythemen recht früh schon bekannt gemacht werden, habe ich den Essay immer etwas vor mir her geschoben, zuletzt spielten bei mir auch die Vorabi-Arbeiten noch eine Rolle, sodass ich mir beim Schreiben eher Zeit gelassen habe. Trotzdem sollte man den Schreibteil nicht unterschätzen, denn fängt man einmal an, so merkt man oft, dass so ein Essay ganz schön viel Zeit in Anspruch nimmt. Ich stand währenddessen auch in Kontakt mit meiner Philosophielehrerin Frau Pfrengle, die mich auch die letzten Jahre immer wieder ermutigt hatte, am Wettbewerb teilzunehmen. Für mich war es jedes Jahr wieder eine große Erleichterung, den fertigen Essay auszudrucken und abzugeben, dieses Jahr war die Abgabe noch mehr mit der Hoffnung verbunden, damit vielleicht wirklich einen kleinen Erfolg zu erzielen.

Einige Wochen später, ich war gerade mitten im Abilernen, erhielt ich dann die Nachricht, dass ich tatsächlich aus den 65 Teilnehmer:innen den ersten Platz belegen konnte! Meine Freude war riesengroß, auch wenn die Siegerehrung aufgrund von Corona leider nicht stattfinden konnte und in den Sommer verlegt wurde.

Recht schnell erhielt ich dann auch eine Mail des Bundeswettbewerbs, zu dem die beiden Erstplatzierten des Landeswettbewerbs eingeladen werden. Im Normalfall wären wir im Rahmen der „Winterakademie“ für vier Tage nach Münster gefahren und hätten in dieser Zeit unseren Essay geschrieben. Dieser persönliche Austausch vor Ort und die damit verbundenen Erfahrungen sind uns dieses Jahr leider verwehrt geblieben. Stattdessen fand die Winterakademie „online“ statt, was im Prinzip einfach bedeutete, dass wir eine Mail mit den vier Essaythemen bekamen und dann drei Tage Zeit hatten, zu einem der Themen einen Essay zu schreiben. Die Rahmenbedingungen waren im Prinzip die gleichen wie beim Landeswettbewerb, der einzige Unterschied bestand darin, dass der Essay in dieser Runde auf Englisch sein muss. Das stellt natürlich eine weitere Schwierigkeit dar. Wenn man jedoch einmal angefangen hat, lässt sich diese Schwierigkeit auch gut bewältigen.

Viel mehr zu kämpfen hatte ich mit der Zeit. Denn obwohl drei Tage viel Zeit scheint und ich zu diesem Zeitpunkt auch meine schriftlichen Abiturprüfungen schon geschrieben hatte, nahm das Schreiben viel Zeit in Anspruch, sodass ich erst eine Stunde vor Abgabe komplett fertig wurde.

Nach der Abgabe hieß es wieder warten, da die insgesamt 26 Essays anonym von einer Jury gelesen und bewertet werden. Nach etwa einem Monat erhielt ich auch hier eine Antwort und erfuhr, dass ich tatsächlich den 3. Platz belegt hatte. Im Bundeswettbewerb werden zwar alle Essays gelesen und bewertet, aber nur die ersten fünf Essays erhalten eine Platzierung (alle weiteren sind also quasi auf dem 6. Platz).

Nach wiederum ein paar Wochen kamen dann auch noch meine Unterlagen per Post: Eine Urkunde, ein Bewertungsschreiben zu dem Essay und ein Preis in Form eines Abonnements des „Philosophie Magazins". Vor allem das Bewertungsschreiben war eine schöne Beilage, da man dadurch gut nachvollziehen kann, was man besonders gut gemacht hat und an welchen Stellen man sich noch verbessern kann.

Als Teilnehmer des Bundeswettbewerbs hat man außerdem die Möglichkeit, jährlich an einem Nachtreffen in Münster teilzunehmen, einem „philosophische[n] Wochenende“, bei dem man sich nochmals mit anderen ehemaligen Teilnehmer:innen trifft und über ein philosophisches Thema austauscht.

Meine Erfahrungen im Essaywettbewerb waren leider durch Corona sehr eingeschränkt. Wahnsinnig gern wäre ich nach Münster gefahren und hätte mich vor Ort mit anderen Philosophie-Interessierten ausgetauscht. Trotz allem bin ich aber sehr froh, Teil des Wettbewerbs gewesen zu sein und in meinem letzten Jahr an der Schule diese Erfolge verzeichnen zu können. Ich kann nur jeden dazu ermutigen, am Wettbewerb teilzunehmen, der sich für Philosophie und kreatives Schreiben interessiert. Im Schreibprozess lernt man nicht nur einiges über das Fach, man setzt sich auch mit seinen eigenen Gedanken viel intensiver auseinander und untersucht diese genau. Nicht zuletzt übt man sich im Schreiben und Ausformulieren seiner Ideen und merkt dabei sehr schnell, welch große Rolle unsere Sprache und unser Ausdrucksvermögen in solchen Texten spielt. Wenn nächstes Jahr die neuen Themen verkündet werden, lohnt es sich definitiv, einen Blick darauf zu werfen und sich am Essay-Schreiben zu versuchen. Also: Selbst wenn ihr letztendlich nicht am Wettbewerb teilnehmen solltet, probiert euch einfach aus im Essay-Schreiben! Es lohnt sich!

Andrea Grünewald