Im Gespräch mit Antje Kießler
Im Rahmen einer Unterrichtseinheit zu journalistischen Darstellungsformen hatte die Klasse 10b auf Grund einer Initiative ihrer Deutschlehrerin, Frau Reisinger, die Gelegenheit, mit einer - besonders bei Jugendlichen - bekannten Journalistin zu sprechen.
Am Mittwoch, dem 26.04.2023, durften wir, die Klasse 10b des Sebastian-Münster-Gymnasiums, auf Initiative der Landeszentrale für politische Bildung Antje Kießler über Zoom treffen und ihr all unsere Fragen über ihren Beruf und ihr Leben stellen.
Antje Kießlers Interesse für den Journalismus begann bereits in der Grundschule und in früheren Jahren zählte zu ihren Beschäftigungen, die Tagesschau mit ihren Freunden nachzuspielen. Sie schrieb für Schülerzeitungen, doch sie merkte schnell, dass ihr Interesse dem Rundfunk galt. Antje Kießler studierte Medien-Psychologie und arbeitet jetzt bei der Tagesschau als Journalistin und bei 1Live als Moderatorin. Die Besonderheit in ihrer beruflichen Laufbahn ist, dass Antje sich auf Nachrichten für die jüngere Generation, die sogenannte Gen-Z, spezialisiert hat.
Zuerst erzählte uns Antje Kießler von ihrem Tagesablauf, der sehr abwechslungsreich ist. Ihr Tag bei der Tagesschau beginnt zwischen 9.30 und 10.00 Uhr. Sie ist für den TikTok-Account der Tagesschau verantwortlich und ihre Aufgabe besteht darin, die Nachrichten für junge Menschen zugänglich zu machen. Als erstes schaut sich Antje Kießler die Nachrichtenlage an und sucht sich ein Thema für den Tag aus. Dann beginnt sie zu recherchieren und schreibt ein Skript, das mehrmals auf Korrektheit der Information überprüft wird. Außerdem sucht sie passende Bilder und O-Töne heraus und dann geht es endlich an das Drehen des Videos. Das Video wird anschließend von einer Grafikerin geschnitten und nachdem das fertige Video nochmals angeschaut und überprüft worden ist, wird es hochgeladen.
Antjes Aufgabe ist nun, Kommentare zu lesen und Fragen der Zuschauer:innen zu beantworten. Bei 1Live ist ihr Tagesablauf strikter. Sie muss in verschiedenen Schichten arbeiten, das bedeutet, ihr Arbeitsbeginn ist um 3.00 Uhr nachts und sie muss sowohl am Wochenende als auch an Feiertagen arbeiten. Antje Kießler ist selbstständig/ freiberuflich, was ihre verschiedenen Arbeitsstellen erklärt. Für sie ist es das Beste, doch sie kann auch die Journalist:innen verstehen, die sich fest anstellen lassen.
Wir haben uns außerdem gefragt, welche Nachrichten wichtig sind und woher zum Beispiel die Tagesschau die Nachrichten von der ganzen Welt bekommt. Antje Kießler erzählte uns von der Deutschen-Presseagentur (dpa), die immer im Blick hat, was gerade auf der Welt passiert und die diese Informationen an die verschiedenen Redaktionen sendet. Darüber hinaus hat die Tagesschau viele Angestellte, die im Ausland arbeiten und die die Geschehnisse hautnah miterleben und die Informationen so weitergeben können.
Man kann sich unschwer vorstellen, dass das ziemlich viele Nachrichten sind, die die Redaktionen erreichen. Ausgebildete Journalisten suchen anhand unterschiedlicher Faktoren aus, welche Nachricht wichtig ist und welche nicht. Die zwei wichtigsten Faktoren sind Aktualität und Relevanz. Außerdem verlangt die jeweilige Zielgruppe einen unterschiedlichen Fokus beim Auswählen der Nachrichten. Die Frage, ob sie bereits im Ausland gearbeitet hat, verneinte Antje Kießler. Doch sie habe große Lust, anderswo Inspirationen zu sammeln und neue Kulturen kennenzulernen.
Ein wichtiges Thema im Journalismus, das uns alle betrifft, sind Fake News, also falsche Nachrichten, die oft bewusst verbreitet werden, um Menschen zu manipulieren und zu beeinflussen. Um nicht auf Fake News hereinzufallen, ist es wichtig, erst einmal selbst zu überlegen, ob diese Nachricht stimmen kann, und die Quelle zu überprüfen. Eine seriöse Quelle beispielsweise ist der öffentlich-rechtliche Rundfunk, denn dort steht hinter jeder Nachricht eine Redaktion, die die Nachricht überprüft hat. Bei der Tagesschau arbeiten Menschen, die nur damit beschäftigt sind, Fake News zu entlarven, so dass die Tagesschau den Fake News entgegenwirken kann. Das Problem ist, dass „Klatsch- und Tratschzeitungen“ immer schneller als die vertrauenswürdigen Nachrichten sind, da sie nicht richtig recherchieren und nicht alles überprüfen, was sie veröffentlichen. Es ist wichtig, den Unterschied zwischen Journalisten und Creatoren zu erkennen. Journalisten sind unabhängig, sie informieren sich neutral und die Informationen werden überprüft. Ein Creator hingegen ist nicht unabhängig, verwendet eigene Informationen und will durch Werbung Geld verdienen. Einen vertrauenswürdigen Journalisten erkennt man an dessen Biografie und offizielle Nachrichten sind gekennzeichnet.
Hast auch du Interesse am Journalismus? Die wichtigste Eigenschaft ist Neugier. Außerdem solltest du Lust haben, Informationen zu sammeln. Empfehlenswert sind Praktika in lokalen Zeitungen oder Redaktionen, um die verschiedenen Positionen sowohl im Vorder- als auch im Hintergrund kennenzulernen. Wir, als Klasse, fanden das Interview sehr spannend und würden es anderen 10. Klasse weiterempfehlen!
Caroline Mitz, 10b