Schüler:innen retten ihre Lieblingsklamotten

Normalerweise werfen wir unsere Kleidung weg, wenn etwas kaputt geht. Wenn in der Socke ein Loch ist: ab in den Müll. Genauso, wenn bei Hosen die Knie durchgescheuert sind oder bei T-Shirts und Pullis die Nähte aufgehen. Hat ja nicht viel gekostet und neue Klamotten sind auch nicht teuer.

Unsere Großeltern dagegen mussten früher einen größeren Teil ihres Verdienstes für Kleidung ausgeben. Daher haben sie ihre Kleider repariert, wenn sie kaputt waren, um sie möglichst lange tragen zu können. Manche Frau hatte ein gutes Kleid und mancher Mann einen Anzug für Sonntage und besondere Anlässe, den/das er/sie dann ein Leben lang trug - heute unvorstellbar! Das war nicht immer „up to date“, aber quasi „unabsichtlich“ als Nebeneffekt gelebte Nachhaltigkeit.

Seitdem sind Kleider billiger geworden und die Modetrends kurzlebiger. Bei H und M oder Zara kommen bis zu 24 neue Kollektionen im Jahr heraus, damit auch immer etwas Neues verkauft werden kann. 60 Kleidungsstücke kaufen Deutsche im Durchschnitt pro Jahr. Der Verkauf von Kleidung hat sich zwischen 2002 und 2015 verdoppelt und das, was gekauft wird, trägt man nur noch halb so lang.

Die Folgen: Laut Greenpeace ( greenwire.greenpeace.de ) werden 500 Millionen Tonnen CO2 weltweit pro Jahr durch die Herstellung, das Waschen, Trocknen und Bügeln von Kleidung ausgestoßen! Hinzu kommt die Umweltbelastung durch Pestizid-Verwendung im Baumwollanbau, giftige Chemikalien zum Behandeln und Imprägnieren der Stoffe sowie Farbstoffe, die aus den Fabriken in Staaten mit geringen Umweltstandards wie China, Kambodscha oder Vietnam in Flüsse und Seen geleitet werden. Ganz zu schweigen vom riesigen Flächen- und Wasserverbrauch durch den Baumwollanbau, von den menschenverachtenden Arbeitsbedingungen und mieser Bezahlung in den Nähereien, den Umweltkosten für den Transport durch 11 Länder im Falle einer Jeans...

Was sollen wir also tun? Die Konsumpyramide macht es deutlich und zeigt die Antwort: Trage deine Kleidung so lange wie möglich und kaufe möglichst oft second hand, dann sind außerdem die giftigen oder Allergien auslösenden Chemikalien ausgewaschen. Und wenn etwas kaputt geht, repariere es!

Die Schüler:innen der Ethikgruppe Klasse 5 von Frau Buchner haben all das im Unterricht gehört und sind aktiv gegen die Ressourcenverschwendung vorgegangen. Sie brachten am Montag nach den Weihnachtsferien ihre Lieblingssocken, Pullis oder Hosen mit in den Ethikunterricht, dazu Nähnadeln, Garn, Scheren und Stoff oder Flicken zum Aufbügeln. Frau Buchner hat ein Bügeleisen samt Unterlage organisiert. Sie hatte von ihrer Mutter das Flicken gelernt und erklärte es den Schüler:innen der 5 a,d,f mittels Fotos vom iPad -die gleiche Technik wie beim Weben. Auf diese Weise wurden einige Socken gerettet, zum Beispiel Alexanders geliebte „Minion“-Socke. Oder es wurden Aufnäher aus Stoff auf „durchgewetzte“ Knien von Kinderhosen gebügelt... Gerettet!


Zugegeben: Ganz einfach und schnell geht es nicht, wenn man es frisch lernt. Der Faden rutscht aus der Nadel, manchmal zieht sich der Stoff hässlich zusammen. Etwas Geduld ist anfangs hilfreich.

„Ich bin glücklich, dass ich das jetzt kann“ oder „Ich habe meine Lieblingsleggings gerettet“, sagten einige der Fünftklässler:innen bei der späteren Auswertungsrunde.

So können wir alle im Alltag etwas gegen den Klimawandel tun.

Text und Fotos: Bettina Buchner-Naujoks