Die Geburtsstunde der Lernlandschaft 1

Wir sind Pilotschule für offenes Lernen in erweiterten Lernräumen!

„Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt.“ 
(Mahatma Gandhi)

Das, was Gandhi hier so treffend postuliert hat, wird nun erfreulicherweise auch an unserer Schule, dem Sebastian-Münster-Gymnasium in Ingelheim, Realität:

Doch kurz zur Genese:

Februar 2018: Ein Studientag legt das Fundament für neue Ideen und Projekte. Hier bilden sich bereits viele Interessengruppen rund um das Thema „Offenes Lernen“ aus.

Ende 2019: Wir erhalten das Angebot des Schulträgers, „Pilotschule für offenes Lernen in erweiterten Lernräumen“ zu werden.

Anschließend: Intensiver Austausch auf verschiedensten Ebenen: Schulausschuss, Gesamtkonferenz, Schülervertretung (SV), Schulelternbeirat (SEB)...

Frühjahr 2020: Die überwiegende Mehrheit spricht sich auf einer Gesamtkonferenz für das Projekt aus.

Mai 2020: Eine Steuergruppe konstituiert sich, die sich intensiv mit den Überlegungen, möglichen Ausführungen, organisatorischen Fragen etc. befasst.

Sommer 2020: Beginn erster Umbaumaßnahmen mit dem Ziel, eine erste Lernlandschaft entstehen zu lassen.

Februar 2021: Die erste Lernlandschaft ist entstanden!

Was hier holzschnittartig skizziert wurde, war und ist in Wirklichkeit ein langer, von vielen Gesprächen und Ideen, mit allen Für und Wider besprochener, Weg, der erfreulicherweise von all den oben erwähnten Teilen einer Schulgemeinschaft zusammen erarbeitet wurde. Und immer wieder tagte zudem die Steuergruppe, die sich aus Schüler:innen, Lehrer:innen, Mitgliedern der SV, Eltern und Schulleitungsmitgliedern und schließlich auch aus einem Mitglied des pädagogischen Landesinstitutes zusammensetzt, um neue Ideen und Möglichkeiten auszuloten.

Doch zum Projekt selbst:

Was spricht eigentlich für eine Öffnung von Unterricht?

Hier möchte ich – auf die Erkenntnisse der Arbeit der Studientagsgruppe 2020/21 zurückgreifend – ein paar wichtige Aspekte nennen: 

1. Moderne Erkenntnisse der Lernpsychologie sehen Lernen als einen aktiven Prozess der Aneignung von Lerninhalten.

2. Die Rolle des Lehrers wandelt sich weg von einem „Instrukteur“ hin zum Lernbegleiter.

3. Die individuelle Förderung unser Schüler:innen gewinnt zunehmend an Bedeutung.

4. Die Nachfrage an Ganztagsangeboten verstärkt sich zunehmend.

5. Die Digitalisierung hält Einzug in unsere Schule: Ab Sommer 2021 sind wir „iPad-Schule“ mit flächendeckendem W-LAN sowie AppleTV in allen Unterrichtsräumen.

6. Unsere Gesellschaft ist einem Wandel unterworfen, der sich z.B. in  der Entwicklung zur Informationsgesellschaft und interkulturellen Gesellschaft zeigt.

Aber was heißt eigentlich „offenes Lernen“?

Einerseits kann man darunter das Durchführen von offenen Lern- bzw. Unterrichtsformen verstehen wie z.B. Stationenarbeit, Projektunterricht, Lernbüro..., andererseits zeigt es eine Grundhaltung des Unterrichtens. 

"Offenes Lernen" ist ein Sammelbegriff für „unterschiedliche Reformansätze in vielfältigen Formen inhaltlicher, methodischer und organisatorischer Öffnung mit dem Ziel eines veränderten Umgangs mit dem Kind auf der Grundlage eines veränderten Lernbegriffs.“ (Wallrabenstein 1994, S. 54.)

Welche Konsequenzen hat das für unsere Schule?

Offenes Lernen kann in Form von organisatorischer Öffnung (Öffnung von Raum, Zeit und Sozialformen), methodischer Öffnung (Öffnung der Lernwege), inhaltlicher Öffnung (Öffnung von Fächern und Themen) und sozialer Öffnung (Öffnung zur Mitbestimmung, Demokratie und gegenseitigem Austausch) erfolgen. Wir wollen an der Öffnung von Unterricht auf allen Ebenen arbeiten.

Auch die Rolle unserer Schüler:innen verändert sich so: Weg von einer manchmal zu beobachtenden Konsumhaltung und hin zu einem zunehmend selbstverantworteten Lernen, das natürlich von uns Unterrichtenden eingeübt und gefördert werden muss.

Was bedeuten nun aber „erweiterte Lernräume“?

Nicht nur der Unterricht als solcher entwickelt sich – wie oben beschrieben – weiter, sondern auch unsere Lernumgebung soll sich verändern: Bisher so gut wie nicht genutzte Flächen wie z.B. Flure, Nischen und Räume werden möbliert und es werden so Lernnischen und Lernlandschaften geschaffen, die dem individualisierten und kooperativen Lernen dienen sollen. Dabei können auch einzelne Klassenräume aufgegeben werden, so dass ein erweiterter Lernraum entsteht.

Natürlich wird dieser Prozess einige Jahre dauern und ist an brandschutztechnische Auflagen sowie architektonische Gegebenheiten gebunden.

Nun also ist die erste Lernlandschaft entstanden, die unsere 5. Klassen dann bald in Augenschein nehmen können.

Hier wird es viel Platz geben, um Formen von offenem Unterricht zu praktizieren und die Schüler:innen werden Gelegenheit haben, in dieser neuen Lernumgebung mit hoffentlich viel Freude und Engagement zu lernen und zusammenzuarbeiten.

Durch die Möblierung der Flure und der Schaffung von Lernnischen ergeben sich nun ganz neue Möglichkeiten, „Schule zu machen“.

Die Vorfreude ist groß und wir freuen uns schon sehr darauf, wenn diese neuen Räumlichkeiten mit dem kindgerechten Lern-Mobiliar endlich mit Leben gefüllt sein werden!

Dass dies alles ermöglicht wurde, dafür gebührt unser besonderer Dank unserem Schulträger; denn ohne die immense finanzielle Unterstützung wäre dieses Projekt nicht möglich!

Wie sieht die Zukunft aus?

Auch für das kommende Jahr wurde uns eine Unterstützung zum Aufbau und der Entwicklung weiterer Lernlandschaften für andere Klassenstufen zugesagt. Wir freuen uns darauf, dann bald auch der Ober-und Mittelstufe weitere Angebote zum offenen Lernen in erweiterten Lernräumen anbieten zu können.

Lassen wir uns also selbst die Veränderung sein, die wir uns für diese Welt wünschen!

Christine Reisinger (Mitglied der Steuergruppe)