Soundscape – Wie klingt unsere Umgebung ? – Eine Projektarbeit des Grundkurses Musik 13

Als Abschluss nach drei Jahren Musik Grundkurs bei Frau Eichner, in dem wir uns mit zahlreichen Harmonieanalysen von Stücken jeglicher Epochen, aufwändigen und kreativen Gruppenprojekten, einigen HÜs´ über die anspruchsvolle Musiktheorie sowie praktischen Einheiten, in denen wir selbst musizieren und singen durften, beschäftigten, nahmen wir uns nun einer etwas anderen Art der Projektarbeit an: Soundscape.

Bei dem Thema „Soundscape" dreht sich alles um die Frage: Wie hört sich unsere Welt eigentlich an?

Um der Antwort etwas näher zu kommen, entschied sich Frau Eichner für einen philosophisch angehauchten Einstieg in diese neue Thematik. Wir schlossen drei Minuten lang unsere Augen und konzentrierten uns bewusst auf die Geräusche unserer Umgebung. Neben Regen, Fensterknallen und dem Geschrei von Kindern hörte man außerdem auch das leise Gemurmel aus dem Nachbarraum oder die Fußschritte auf dem Gang. Bereits hier wurde uns bewusst, wie stark wir die uns umgebende Geräuschkulisse unterbewusst ausblenden können.

Der englische Begriff „Soundscape" heißt sinngemäß „Klanglandschaft“. Das erste Mal an Bedeutung gewann dieser Begriff in den 70-er Jahren, als der kanadische Wissenschaftler und Komponist Murray Schafer es sich zur Aufgabe machte, Klangumgebungen darzustellen und deren Veränderung im Verlauf der Zeit sowie deren Einfluss auf den Menschen zu dokumentieren. Wie der Name schon verrät, geht es also um das Verständnis von Klängen und wie diese ihre Umgebung gestalten.

Um möglichst vielfältige Ergebnisse zu erhalten, entschieden wir uns für die Arbeit in Kleingruppen. Jeder Gruppe wurde selbst überlassen, welche Klanglandschaft sie darstellen möchte. Neben der Aufnahme von Sounds am Bahnhof, wurden außerdem Schulwege, Tagesabläufe, Fußballspiele und der Unterschied zwischen Stadt und Land vertont. Stets war es wichtig, möglichst „natürliche Geräusche, Klänge, (und) Sounds aufzunehmen“, um realistische Aufnahmen zu erhalten. Mit Frau Eichners letztem Kommentar „alle Fakes werden entlarvt“ starteten wir mit der Arbeit.

Aufgrund der Varietät der Themen stellten wir den einzelnen Gruppen zu Beginn die Frage, warum sie gerade diese Klanglandschaft vertonen möchten. Fast alle Gruppen trafen ihre Entscheidung intuitiv und spontan und ließen sich auch aus ihrem Alltag inspirieren. Auch ein Gedicht von Joseph von Eichendorff war Inspiration für eine Vertonung: Die Darstellung des Kontrastes zwischen Land und Stadt sowie Lärm und Stille. (Ambivalenz)

Die wenigstens von uns hatten schon zu Beginn der Projektarbeit eine genaue Vorstellung, ihr detailliertes Konzept wurde meist erst durch mehrfaches Ausprobieren entwickelt und erarbeitet. Uns wurde bewusst, wie vielschichtig die Töne unserer Umgebung sind, wenn wir sie aufmerksam wahrnehmen.

Teilweise entstand die Inspiration für die Umsetzung auch erst während der Projektarbeit. Wichtig war den Gruppen, eine bestimmte Atmosphäre oder ein Gefühl in ihrem Endergebnis zu vermitteln.

Trotz der unterschiedlichen Themen erlebten wir im Laufe des Projektes ähnliche Situationen und Herausforderungen. So haben sich einige in unangenehmen Situationen wiedergefunden, beispielsweise die Verfolgung durch Jogger oder das Behindern von Zugtüren, allerdings führten diese häufig zu einzigartigen Aufnahmen. Mehrere Gruppenmitglieder berichteten ferner von einer völlig neuen Art der Interaktion mit der Umwelt und mit den Mitmenschen. (Anmerkung der GK-Leitung: Fast wie ein Thriller wirkte das Projekt „Donnertor zum grünen Streifen“)

Technisch anspruchsvoll war auch die Isolierung einzelner Geräusche sowie das Erzielen qualitativ hochwertiger Aufnahmen. Auch das Zusammenschneiden des Materials stellte sich häufig als schwieriger, als erwartet, heraus. Doch all diese Schwierigkeiten verhinderten kein großartiges Endergebnis.

Von unseren fünf Gruppen wurde weitestgehend übereinstimmend festgestellt, dass wir uns in einer lauten und schnellen Welt befinden. Dies wird auch durch die uns umgebenden Klänge deutlich, teilweise wirken diese überwältigend. Unsere Klangumgebung ist voll und vielfältig. Jedoch nehmen wir nicht jedes Geräusch wahr, sondern sind durchaus in der Lage, einzelne oder wiederkehrende Töne auszublenden. Besonders Lärm und unangenehme Laute haben einen direkten Einfluss auf unser Wohlbefinden. Regelmäßig wiederkehrende Störungen können ausgeblendet werden, sodass sie nicht mehr als aktiver Störfaktor wahrgenommen werden, wie beispielsweise Verkehrslärm und Hintergrundmusik beim Einkaufen.

Wir verbinden durch unser auditives Gedächtnis bestimmte Geräusche mit bestimmten Situationen und können uns an schöne Momente zurückerinnern.Uns ist klargeworden, dass auch in der vermeintlichen Stille viele hörenswerte Laute verborgen sind, die es zu entdecken gilt. Es lohnt sich!

„Mein Tipp : Einfach mal ohne Kopfhörer (Radfahren, Joggen etc.) oder Radio (Schule, Beruf, Auto u.a.) den Sound der Umgebung aktiv wahrnehmen – open your ears and listen !“ (GK-Leitung)

Wir laden Sie nun ein, den unten abgedruckten QR Code zu scannen und an unserer Klangreise teilzunehmen!


Charlotte Maaß und Emma Muhs, Jg. 13

Anmerkung der GK-Leitung:

Leider können hier nicht alle großartigen Projekt veröffentlicht werden, weil selbst das Erkennen von Nummernschildern in einzelnen Videos zu datenschutzrechtlichen Verstößen (vielen Dank dafür an Florian Böhme) führen würde.

Projekte:

Schulwege: https://youtu.be/9g4LyNqu6Mo

Projekt von Elena Besseler, Rika Meyer, Sonja Wiedmann, Jg. 13

Ambivalenz: https://youtu.be/XXiGIwyMKhw 

Projekt von Florian Böhme und Alexandra Storck, Jg. 13


Diese beiden wunderbaren Videos dürfen leider aus Datenschutzgründen nicht veröffentlicht werden: 

Donnertor zum grünen Streifen:

Projekt von Ben Amecke, Erik Gallrein, David Scheipers

Soundscape Mainz

Projekt von Paul Theo Ruprecht