Frau Buchner-Naujoks erfuhr durch ihr Engagement für die Ukraine von einem Kunstkurs für Ukrainer:innen am Otto-Schott-Gymnasium. Die Referentin bat im Kreis der Helfer um Unterstützung in Form von Materialspenden.
Die Bitte erreichte unsere Fachschaft durch Frau Buchner-Naujoks und dieser Anfrage wurde von der Fachschaft Kunst gerne entsprochen.
Haben sich doch im Laufe der Jahre mittlere Materialberge angesammelt: Schüler:innen lassen viel liegen, was sich im Anschluss nicht zuordnen und deshalb leider nicht immer an die Schüler:innen zurückgeben lässt.
Wir heben das Material (Farbkästen, Zeichenblöcke, Pinsel, Bleistifte etc) auf und nutzen es, wenn andere Schüler:innen ihr Material vergessen haben.
Leider ist die Verwaltung des Materials einigermaßen aufwendig, sind doch die Fachräume nicht besonders günstig, da sie nicht um ein zentrales Materiallager herum angeordnet sind.
Dennoch war genügend Material vorhanden, um es zu teilen und abzugeben.
Zeichenblöcke kann man einfach weitergeben. Aber Wasserfarbkästen haben die Eigenschaft, schnell ungepflegt auszusehen. Die Schüler:innen müssten sie wirklich nach jeder Stunde putzen. Außerdem fehlen oft Farbnäpfe, Pinsel und Deckweißtuben in den liegen gelassenen Kästen.
Das war der Zustand, als eine Gruppe von Schüler:innen der 5d, die mit ihrer Projektaufgabe schon fertig war, diese Situation realisierte und spontan ihre Hilfe in Form einer Reparaturwerkstatt anbot.
Bevor ich etwas strukturieren konnte (ein Team nimmt die Kästen auseinander, das nächste putzt sie, sortiert die Näpfe nach Farben, stellt neue Sortimente zusammen, packt Pinsel rein...), hatten sich die Schüler:innen bereits selbst organisiert.
Die Putztruppe hatte in ihrem Eifer das Waschbecken geflutet und zum Überlaufen gebracht und war dann vor der Überschwemmung geflüchtet. Ich habe flott Tücher darauf geworfen, Wasser aufgenommen und Tücher ausgewrungen. Bevor ich am Ende alles mitnehmen konnte, um es in meine private Waschmaschine zu werfen, kam eine Kollegin und half, die nassen Lappen auf ein Trockengestell zu hängen.
Währenddessen hatten die Schüler:innen mit Geschrei und Diskussion, aber völlig selbstständig 20 Kästen vollständig repariert. Wow!
Eine Schülerin machte ein Foto davon und der nette Kollege, dessen Ehefrau am Otto-Schott-Gymnasium unterrichtet, war bereit, den Postboten zu spielen.
Danke, 5d!
Danke, liebe Kolleg:innen!
War es Kinderarbeit?
Jein. Sie haben ziemlich viel gelernt über Organisation, Reparatur, Teamarbeit und vor allem auch über die Farben des Farbkastens, welche sie sonst in einer Übung hätten malen müssen.
Jetzt lernten sie die Farben "nebenbei" kennen und haben sich beim Reparieren oft über Farben unterhalten ("Wie sieht noch mal das "Umbra" aus?", "Kannst Du mir mal ein "Cyan" rübergeben?", "Nein, nicht das Rot, das andere! Ich meine "Magenta"! ,...).
Und jede:r weiß, was "Gebr.Siena" bedeutet und wie es aussieht.
"Gebrüder Siena?
Nein!
Die Stadt!"
Wo "Siena" liegt, wird von den Schüler:innen gegoogelt. Wenn es jetzt Geograf:innen anspricht, dass man auch mittels der (Erd)Farben die Erde erforschen und mit Kunst kooperieren kann, dann muss der Unterricht in den neuen Lernlandschaften nicht mehr "fächerübergreifend" heißen, weil wir dann hoffentlich alle kooperieren.
Allez!
Herzlich,
Ute Thiel
P.S.: "Charity" ist fein, aber bei der Gelegenheit habe ich entdeckt, dass es eine sehr gute Idee ist, wenn Kinder etwas reparieren dürfen. Dabei lernen sie viel über Dinge und ihren Wert und lassen wahrscheinlich weniger liegen.
Unsere Materialberge könnten in Zukunft kleiner werden.
Das wäre doch eine Option für alle "Abfälle", oder?