Suchtprävention am SMG – das Konzept
Das Sebastian-Münster-Gymnasium hat eine große Schulgemeinschaft; viele junge Menschen in unterschiedlichen Lebensabschnitten treffen sich hier, um gemeinsam zu lernen – und zwar nicht nur das im Fachunterricht vermittelte Wissen. Die Pubertät ist geprägt durch eine beachtliche Reihe von Entwicklungsaufgaben, die junge Menschen in wenigen Jahren bewältigen müssen, um zu eigenständigen, reifen Persönlichkeiten heranzuwachsen.
Wir haben ein aus unterschiedlichen Bausteinen bestehendes Konzept entwickelt, um unsere Schülerinnen und Schüler auf ihrem Weg zu begleiten und zu unterstützen. So gibt es in jeder Jahrgangsstufe Angebote in Form von Projekten, Unterrichtseinheiten, außerschulischen Veranstaltungen usw., in denen die Jugendliche lernen, verantwortungsvolle Entscheidungen treffen zu können.
Als ein Beispiel möchte ich die ineinandergreifenden Bausteine zum Thema Sucht-Prävention in den Klassenstufen 9 und 10 vorstellen:
Ineinandergreifende Bausteine
Suchtprävention in den Klassen 9 und 10
In dieser Phase des Erwachsenwerdens müssen sich unsere Jugendlichen immer wieder ausprobieren und Grenzen bewusst überschreiten. Dazu gehört oft auch, dass sie sich den Genussmitteln aller Arten nähern – da sind wir gefragt, ihnen ein gewisses Risikobewusstsein zu vermitteln und sie in einem verantwortungsbewussten Umgang zu stärken.
In Zusammenarbeit mit der Sucht- und Jugendberatung Ingelheim bieten wir eine Reihe von Veranstaltungen an, die unter anderem von Honorarkräften der Sucht- und Jugendberatung durchgeführt werden Deren Hauptanliegen ist es ist, mit den Jugendlichen ins Gespräch zu kommen und herauszufinden, welche Fragen und Anliegen sie zum Thema illegale Drogen haben. Da solche Gespräche offener stattfinden können, wenn keine „Beurteiler*innen“ im Raum sind, sind keine Lehrkräfte anwesend. Es geht bei diesem Präventionsansatz nicht darum, zu drohen, sondern die Teamer bieten Hintergrundwissen an und möchten mit den Jugendlichen in einen Austausch kommen, damit sie selbst Haltungen entwickeln und darin gestärkt werden, sich – auch gemeinsam – vor dem Konsum illegaler Drogen zu schützen.
Es beginnt mit einem zweistündigen Workshop zum Thema Alkohol in der Jahrgangsstufe 9, welcher in der Regel nach den Osterferien stattfindet. Im Anschluss können sich interessierte Schüler*innen aus dieser Jahrgangsstufe zu „Schülermultiplikatoren“ ausbilden lassen, d.h. sie setzen sich an 3 Tagen (z.B. während der Projektwoche) vertieft mit dem Thema „substanzgebundene Suchtmittel“ auseinander und werden so zu Ansprechpartner*innen für andere Jugendliche in der Mittelstufe, die sich bei Problemen vielleicht lieber an Gleichaltrige wenden als an Lehrkräfte. Während der Ausbildung entwickeln die „Multis“ eine Unterrichtsstunde, mit der sie das Thema Drogen - und sich als Ansprechpartner*innen – in den 8. Klassen vorstellen.
In der 10. Jahrgangsstufe findet ein zweiter Block statt: Zunächst mit einem zweistündigen Workshop zum Thema Cannabis / Legal Highs nach den Herbstferien, gefolgt vom Besuch des „RequiSit“ Theaters im 2. Halbjahr, wo sich die Jugendlichen in kleinen Gruppen mit ehemals drogenabhängigen Menschen unterhalten können. Diese Begegnungen sind immer sehr intensiv, weil die „Ex-Junkies“ offen ihre Lebensgeschichten erzählen und auf alle Fragen der Jugendlichen eingehen.
Begleitend zu den Veranstaltungen für die Schüler*innen findet im Herbst auch ein Elternabend zum Thema Drogenkonsum bei Jugendlichen statt, denn viele Eltern sorgen sich, wenn sich ihre zu beschützenden Kinder auf einmal als Jugendliche ausprobieren und besonders in diesem Bereich Grenzen austesten. Auf diesem Elterninformationsabend hatten wir in der Vergangenheit z.B. Eltern suchtgefährdeter oder drogenabhängiger Kinder aus einer Selbsthilfegruppe eingeladen, deren Geschichten sehr berührend waren und die auch bereitwillig Fragen beantwortet haben.
Leider sind die Ausbildung zum Schülermultiplikator, der Eltern-Infoabend und das RequiSit Theater im letzten Jahr Corona-bedingt ausgefallen – wie so vieles. Und die Jugendlichen leiden in dieser schwierigen Zeit besonders unter der Isolation und Entfremdung von ihren Freund*innen und der fehlenden Struktur des Alltags. Daniel Fauth von der Sucht- und Jugendberatung Ingelheim spricht von einer starken Zunahme des selbstverletztenden Verhaltens („Ritzen“) und von Essstörungen, Alkohol- und Cannabiskonsum in dieser Altersstufe.
Neben dem Hoffen auf eine Besserung der Situation, sodass wir alle bald wieder zu einem Alltag zurückkehren dürfen, in dem man sich bei Problemen in den Arm nehmen, trösten und unterstützen kann, bieten insbesondere die Schulsozialarbeiterinnen an unserer Schule, sowie die Mitarbeiter*innen der Beratungsstelle ein offenes Ohr und Unterstützung an.
Maren Herfurth