Ein Beitrag zur Nachhaltigkeit in den 6. Klassen

Nicht alles, was als cool und modisch daherkommt, ist umweltfreundlich. Neue Trends wie Shopping Queen und Fast Fashion, Hauptsache viel und billig, sind allmählich schon wieder out. Der Grund: Die Textilindustrie gehört (neben Autoindustrie und Rohstofferzeugung) zu den großen Klimakillern. Der Anbau von Baumwolle und anderen Fasern vergeudet wertvolles Wasser, die Farb- und Imprägnierstoffe belasten die Träger der Textilien, aber auch die Umwelt mit riesigen Mengen von Chemie. In China sind an den Flüssen, die an den Textilfabriken entlang fließen, die Modefarben erkennbar: Das Wasser schimmert senfgelb oder bläulich-pink, je nach Tagesproduktion.

Aber dennoch will jeder ab und zu neue Klamotten haben, seinen eigenen Stil finden, ausprobieren, was einem steht, was zu dir passt. Der Look soll schließlich zur Persönlichkeit passen, aber auch zur Stimmung: mal sportlich-lässig, mal originell und ein wenig verrückt.

Was soll man also tun, wenn man kein „Umweltschwein“ sein will, aber auch nicht immer umweltbewusst das Gleiche tragen oder gar die Klamotten der größeren Geschwister auftragen will? Teure Mode von Ökolabels kann sich nicht jeder leisten und sie gefallen vielen auch nicht.

Eine preisgünstige Möglichkeit, mit seinem Konsum die Umwelt zu schützen ist das Shoppen in Second-Hand-Läden. Eine weitere, bei der es nicht nur darum geht, neue Mode zu erwerben, sondern auch darum, alte, ungeliebte Stücke aus dem Kleiderschrank auszusortieren, Leute zu treffen, neue kennenzulernen und dabei Spaß zu haben – das sind Kleidertauschpartys. Seit einigen Jahren finden diese an verschiedenen Orten der Umgebung statt, z.B. im Umweltladen Mainz, aber auch in Gemeindehäusern der Dörfer und anderen Locations.

Die Ethiklehrerin Bettina Buchner besucht gelegentlich solche Tauschpartys. Dies brachte sie auf die Idee, eine solche mit ihren Schülern zu organisieren. Denn in der Jahrgangsstufe Sechs steht im Ethik-Lehrplan das Thema „Engagement für die Natur“ und auch in evangelischer und katholischer Religion ist das Thema „Umgang mit der Schöpfung“ vorgesehen.

Der letzte Freitag vor den Weihnachtsferien, der 20. Dezember 2019, war der ideale Termin, um eine gemeinsame Tauschaktion zu starten. Die Religionslehrer Julia Savari und Johannes Münden, die die Schülerinnen und Schüler der Klassen 6e, 6b und 6h zur gleichen Zeit in den letzten beiden Stunden unterrichten, fanden die Idee gut und machten mit: Alle drei Kurse verbrachten die letzte Stunde vor den Ferien gemeinsam mit Tee, Punsch und Plätzchen und tauschten dabei. Am Freitag davor wurde in den Ethik- und Religionskursen alles besprochen und geplant: Manche Schüler wollten ein Buffett mit leckerem Punsch und Weihnachtsgebäck, also brachten mehrere Schüler etwas mit. Andere hatten weniger Interesse am Tausch von Kleidung als vielmehr von Büchern, CDs und Spielen. Denn wenn ein Buch ausgelesen, eine CD mehrfach gehört oder ein Spiel langweilig geworden ist oder jemandem keinen Spaß mehr bereitet, dann ist Tauschen die perfekte Lösung. Und etwas frisch Getauschtes lässt sich vielleicht gar als kleines Weihnachtsgeschenk verwenden, das nichts kostet... 

Also wurden Wertmärkchen in verschiedenen Farben für Kleidung, Bücher, CDs und Spiele geschnitten, die als „Tauschberechtigungsschein“ dienen sollten. Aber schließlich zeigte sich, dass das nicht nötig war, denn es gab keinerlei Streit um die Waren.

Musik wurde außerdem bereitgestellt, denn zu einer Party gehört natürlich Musik…

So wurde diese letzte Stunde vor den Ferien eine gemütliche gemeinsame Runde mit drei kompletten Klassen und drei Lehrern, verteilt auf zwei Räume: Alle schauten sich die Sachen an, die ausgelegt waren, und man erzählte sich gegenseitig Geschichten über die „Tauschwaren“.

Um herauszufinden, ob es den Schülern gefallen hat und man die Aktion noch einmal wiederholen sollte, haben die Lehrer den Schülerinnen und Schülern später Bewertungsbögen ausgeteilt und auch die Eltern nach ihrer Meinung gefragt. Natürlich waren nicht alle begeistert und nicht jeder konnte ein tolles Stück durch Tausch ergattern. Außerdem war der Appetit zu groß für das bescheidene Buffett. Aber insgesamt war das Feedback positiv: Etwa zwei Dritteln der Schüler hat es Spaß gemacht – vor allem die Gemeinsamkeit von den Reli- und Ethikkursen, das Fächerverbindende kam gut an. Frau Savari, Herr Münden und Frau Buchner würden gerne wieder eine solche fächerübergreifende Aktion organisieren, das nächste Mal vielleicht mit etwas mehr Programm, z.B. einem Quiz. 

Bettina Buchner-Naujoks