Montag, der 09. Mai 2022

Schon morgens um 08:00 Uhr fahren alle Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 12 gemeinsam mit den Geschichtslehrkräften auf den Jakobsberg: Das erste Mal seit drei Jahren kann wieder die eigentlich jährlich stattfindende Zeitzeug:innenveranstaltung durchgeführt werden. 


Nach einer kurzen, warmherzigen Begrüßung durch Stephanie Roth vom Bistum Mainz und Pater Alois Bauer vom Kloster Jakobsberg teilen sich die Schülerinnen und Schüler auf die drei Vortragsräume auf, in denen parallel die Zeitzeugengespräche stattfinden werden. Die Zeitzeugen Mieczyslaw Grochowski, Józefa Posch-Kotyrba und Alodia Witaszek-Napierala berichten von ihren Erfahrungen  in der Zeit des Nationalsozialismus. 

Wir sind in der Gruppe, die Alodia Witaszek-Napierala kennenlernen darf. Alodia Witaszek-Napierala wurde 1938 geboren und nach der Ermordung ihres Vaters und der Deportation der Mutter als fünfjähriges Mädchen verschleppt und ebenso wie ihre Schwester zur „Germanisierung“ in Konzentrationslager und Kinderheime verbracht. Schließlich wurde sie durch eine deutsche Familie adoptiert. Erst nach Kriegsende kehrte sie nach Polen zurück und musste dort die vergessene Muttersprache wiedererlernen und in eine fast vergessene Familie zurückkehren. 

In den Gesprächen nach dem Zeitzeugengespräch zeigten sich die Schüler:innen besonders beeindruckt von Alodias Warmherzigkeit und ihrem Umgang mit der bewegten Lebensgeschichte. So blieb vor allem ihr liebevoller Blick auf beide „Mamas“, die sie als Mutter und Mutti benannte, in Erinnerung. Doch auch die grausamen Zeiten im „Jugendverwahrlager Litzmannstadt“ (heute Lódz) haben einen tiefen Eindruck hinterlassen. 

Noel Kloos